Dienstag, 10. Mai 2011

Eintracht verliert, Fans ticken aus

Rödelheim. Ja, ich hab's mit eigenen Augen gesehen. Hatte ja angekündigt, ins Waldstadion zu gehen, um meinen FC siegen zu sehen. Und so kam's ja auch. Wobei unmittelbar nach dem Elfmetertor vom Poldi das sportliche ganz schnell vergessen war.
Dabei hatte alles ganz gut angefangen. Am Morgen noch hatten wir diskutiert: Nur den Schal? Trikot? Neutrales Outfit? Schließlich war das Spiel von Seiten der Polizei als "erhöhte Sicherheitsstufe" eingeschätzt worden. Und ich wollte ja nicht provozieren, oder mit später, auf dem Rückweg in der S-Bahn, dumme Pöbeleien anhören müssen. Ich entschied mich für das Trikot - packte aber noch eine Jacke ein.
Mit ein paar Freunden wollte ich mich treffen. Mit Theo (Leverkusen-Fan - das geht!), Claudio (Spitzname "Tünn", FC-Fan), Mason und Laura (Eintracht). Schon an der Taunusanlage merkte ich, dass die Atmosphäre alles andere als aufgeheizt war. Menschen in Eintracht- und FC-Trikots stiegen gemeinsam in Grüppchen in die Bahn. Ich wurde mutiger und öffnete die Jacke.
Auf dem Weg zum Eingang zog ich diese dann ganz aus. Auch dort: alles prima, total entspannt, alle freuten sich auf das Spiel.Und wahrscheinlich waren die Frankfurt-Anhänger auch noch guter Dinge, einen oder mehr Pünktchen einstreichen zu können. Schließlich kam mit den Kölnern die bis dato schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga. Gut, zur schlechtesten Rückrundenmannschaft. Aller Zeiten. Sogar das legendäre Tasmania Berlin schoss in seiner einmaligen Gruselsaison mehr Tore als die Eintracht heuer. Aber ich wollte ja nicht provozieren. Am Eingang spürte ich kurze Nervosität. Bei den Security-Leuten. Mich wollte man zunächst nicht hineinlassen, schließlich sei dies der Eingang, den auch die Eintracht-Ultras nähmen. Einmal außenrum, bitte. Vielleichts war's wirklich schlauer. Ich wollte die Anordnung, als ein Eintracht-Fan neben mir sagte: "Blödsinn, hab' ich ja noch nie gehört. Komm ruhig mit rein hier!" Ich zug die Jacke wieder zu, ging einen Türsteher weiter nach links. Und passierte den Eingang anstandslos. Ich beschloss, die Jacke erst wieder im Gästeblock zu öffnen, in dessen Nähe ich zu sitzen wähnte. Doch falsch gewähnt. Unser Block was Nummer 1 H, schräg über den Stehplätzen der Eintracht. Ganz eindeutiges Eintracht-Gebiet. Ich zählte, mich eingeschlossen, nur drei ruud-wieße weit und breit. Nun ja. Mit der Verabredung mit Tobi (siehe einen Post vor ein paar Wochen) zum Pausenbier wurde da wohl auch nix. Nun war die Spannung spürbar: Die Fankurve war laut, vereinzelt brannten Bengalos. 15.30 Uhr, Anpfiff.
Wie gesagt: Über das sportliche will ich nicht reden. Aus meiner Sicht wars okay. Dann das Ende (siehe Fotos). Während die Kölner noch vorm Gästeblock feierten, stürmten einige Eintracht-Fans (sind es wirklich Fans?) das Spielfeld. Die Spieler mussten flüchten - nur Poldi feierte weiter auf dem Zaun. Die Polizei rückte schnell ein, bildete eine Linie, rückte anschließend vor und drängte die Randalierer - sie zerstörten die Banden und eine 600 000 Euro teure Fernsehkamera - zurück in den Block. Mehr wollten wir nicht mitansehen. Stattdessen gingen wir raus, tranken noch ein Bier und warteten, bis der Mob von der Polizei entsorgt worden war. Ansonsten rund ums Stadion wie gehabt: Die sonstigen Eintracht-Fans waren ganz ruhig und friedlich.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na ja, aus Frankfurter Sicht kann man sich zumindest in der nächsten Saison auf ein Derby freuen, nämlich Eintracht gegen FSV. Es sei denn am Samstag geschieht noch ein Wunder. Das Wunder von Dortmund!!! Wäre schön, wenn da zwei Vereine so richtig die Sau rauslassen könnten, ich meine Feiern und Freuen im positiven Sinne. Zu den sog. Ultras nur soviel. Das sind ziemlich geistlose Gesellen, die im Leben wahrscheinlich nix anderes haben als diesen bescheuerten Fanatismus für kickende Millionäre und selbst wohl nie richtige Sportler gewesen sind. Die haben ihrem Verein, für den sie wohl leben und sterben, zum wiederholten Male einen Bärendienst erwiesen. Da zahlt man einen ganzen patzen Geld für solch ein Spiel und muss um seine Gesundheit fürchten, wegen solcher Idioten. Leute auch in den unteren Klassen wird ganz guter Fussball gespielt. Wie wärs, wenn hier unser Blogger mal was über den 1. FC Rödelheim schreibt??? Das ist ein unheimlich sympathischer Verein mit einer tollen Jugendarbeit!!!!!

Andreas Nöthen hat gesagt…

Den Ball mit dem FC Rödelheim nehme ich gerne auf. Und ja, es sind einige ganz wenige, die den Ruf der Eintracht kaputt machen. Als ich dort auf meine Freunde wartete, konnte ich eine echte Millieustudie machen. Typen, die nach 30 Jahren Zuchthaus aussahen, schlichen dort an den Polizisten vorbei. Auf den T-Shirts Logos irgendwelcher Ultra-Fanclubs vom Balkan. Denen, so unterstelle ich mal, war's völlig wurscht, wie das Spiel ausgeht. Und einmal habe ich ein Spiel in einem Auswärtsblock von Energie Cottbus sehen müssen. Im Minutentakt hat die Polizei Chaoten aus dem Block gefischt... Solche Typen braucht kein Mensch

Anonym hat gesagt…

Genau, Kompliment dem Beitragsschreiber, der sich hier auf das Derby Eintracht – FSV freut. Wenn das in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga steigen sollte, und alles spricht dafür, dann hat es eine wahrlich schon fast historische Dimension, denn das letzte Punktspiel beider Vereine fand nämlich am 28.01.1962 in der Oberliga Süd -Saison 61/62- statt und endete 4:0 für die Eintracht. Die Eintracht qualifizierte sich für die Endrunde und der FSV stieg ab. Der FC Bayern München wurde dritter und die Offenbacher Kickers vierter. Meister der Oberliga Süd wurde mit dem besseren Torverhältnis der 1. FC Nürnberg. Frankfurt vergeigte dann in der Zwischenrunde das Finale durch eine 1:3 Niederlage gegen jenen 1. FC Köln, der dann mit einem 4:0 Sieg gegen Nürnberg Deutscher Meister wurde. In der Oberliga Süd hatte sogar mal der 1.FC Rödelheim gespielt. Ja ja, das ist nun über 49 Jahre vorbei, da war unser Blogger wohl noch gar nicht auf der Welt, oder??