Mittwoch, 18. Mai 2011

Was soll das jetzt? CDU Rödelheim-Hausen gegen EU-Beitritt der Türkei

Rödelheim. Die CDU Rödelheim-Hausen lehnt einen Beitritt der Türkei zur EU ab. Das teilt der Stadtverband auf seiner Homepage mit. Aus Sicht der Christdemokraten würde eine Mitgliedschaft "mehr Probleme schaffen, als sie lösen würde", heißt es dort. Stattdessen spricht sich die CDU Rödelheim-Hausen dafür aus, "die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit der Türkeit zu vertiefen und den Dialog hissichtlich der Gewährleistung der Menschenrechte weiter zu führen", schreibt die CDU Rödelheim-Hausen in einer Begründung in feienstem Politikersprech.
Ihre Ablehnung der Türkei als EU-Mitglied begründen die lokalen Christdemokraten mit der "Wertebasis", die für einen Beitritt fehle. "Die Türkei hat andere kulturelle und historische Wurzeln als Europa", schreibt die CDU. "Sie teilt nicht die Erfahrungen aus Christentum und Humanismus und auch die Ideen der Aufklärung sind der Türkei bis heute weitgehend fremd."

Wer den gesamten Text lesen will, kann dies unter http://www.cdu-roedelheim-hausen.de/ tun.Ich habe mir den Text durchgelesen und habe mich gefragt? Was soll das denn jetzt? Was, um Himmels willen, hat die CDU Rödelheim-Hausen dazu bewogen, sich auf dermaßen fachfremdes Terrain zu bewegen? Über die Argumentation möchte ich gar nichts sagen, sie liest sich nachvollziehbar. Aber mal im Ernst: Wen interessiert es, wie es die CDU Rödelheim-Hausen in Sachen EU-Beitritt der Türkei hält. Das wird doch wohl auf ganz anderer Ebene entschieden. Da geben Partei auf Bundes- und Landesebene die Marschrichtung vor. Die Basis wird da nicht gefragt. Vielleicht war das ja der Grund des Ausflugs in die große Politik, zu dem man sich in der CDU Rödelheim-Hausen offenbar berufen zu fühlen scheint.
Aber mal unter uns, liebe CDU? Was bringt das uns hier ganz konkret? Vermutlich, nein, ganz sicher: nichts! Dieses Fass aufzumachen ist komplett überflüssig. Zumal die Diskussion zurzeit sowas von überhaupt nicht ansteht (die to do-Liste der Türkei ist lang) und die EU zurzeit weiß Gott andere Sorgen hat, als über die Aufnahme neuer Mitglieder zu befinden.

Neulich sprach ich mit dem Inhaber des neuen Blumenladens in der Lorscher Straße. Er lobte Rödelheim als "Klein-Amsterdam" - gerade wegen seines multikulturellen Flairs und dem friedlichen Miteinander hier im Stadtteil. Genau diese Meinung teile ich und viele andere auch. Ich möchte mir genau diese angenehme Atmosphäre nicht von Leuten kaupttreden lassen, die a.) diese Diskussion abseits der Stammtische überhaupt nicht zu führen haben und b.) hier bei genauerem Hinsehen genügend andere Probleme vorfinden sollten, über die sich zu profilieren lohnen würde. Sonntagsreden und Geschwafel haben da keinen Platz und interessieren keinen Mensch. So, das musste ich mal loswerden. (noe)

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Frage an den Autor: Warum soll denn eine politische Gruppierung und wenn sie noch so klein ist, keine eigene Meinung zum EU – Beitritt der Türkei haben dürfen? Schon mal was von Meinungsfreiheit und Demokratie gehört, Noethena? Würden jetzt die Rödelheimer Neuner eine solche These auf ihre Homepage stellen, würde ich ihnen zu einem kleinen Teilchen sogar recht geben, weil das mit ihrem Vereinszweck nichts zu tun hätte, aber eine Untergruppierung einer Partei darf das allemal. Ja, sie sollte es sogar, damit der Wähler ihre Thesen kennt und darüber auch streiten kann und damit auch ein innerparteilicher Diskurs abläuft. Im Übrigen habe ich da aus dem linken Spektrum dieses Stadtteils schon viel abenteuerlichere Thesen gelesen, insbesondere bei den jakobinsich - bolschewistischen Epigonen, den sog. Farbechten. Ganz abenteuerlich und beinahe faschistisch, weil äußerst intolerant und aggressiv gegen Andersdenkende, sind die Streiter der sog. Antifa. Wer will, kann sich da in Rödelheim bei sog. Verein Zusammen e.V. ja mal bestens leninistisch - stalinistisch indoktrinieren lassen. Auch die haben das Zusammenleben in Rödelheim nicht nachhaltig vergiften können. Warum sollte das nun ausgerechnet die CDU-Hausen mit ihren Thesen, die wie Sie selbst sogar einräumen, sehr begründet erscheinen?

Beste Grüße Reinhold Müller

Andreas Nöthen hat gesagt…

Nein, Herr Müller, Meinungsfreiheit ist okay. Die Frage ist doch hier: Wozu? Wen interessierts? Wer will's hören? Schuster, bleib bei deinem Leisten, sag ich da nur. Sollte das Thema anstehen, was die nächsten drei Jahre sicher nicht mehr der Fall wird, und man noch eine mehr oder weniger fundierte Meinung haben wollen, kann man ja mal bei der CDU Rödelheim-Hausen nachfragen. Ich halte den Einwurf der Herrschaften für völligst überflüssig.

Anonym hat gesagt…

Lieber Herr Noethena,

klar kann man fragen: Wen interessiert es? Das könnte man dann auch bei fast 50% der Beiträge ihres Blogs, oder einer FAZ, FR oder FNP – Ausgabe fragen? Mit Sicherheit ist dieses Thema eine Zukunftsfrage für Europa und damit auch für Deutschland, insofern sollte das Interesse daran eigentlich sehr groß sein. So weit ich das sehe, wurde die CDU – Hausen von den Schülern der HKS Frankfurt zu diesem Thema befragt. Und die CDU – Hausen hat eben geantwortet. Nicht mehr und nicht weniger. Ihre Schlussfolgerung stört mich ein wenig, denn warum sollte sich der Blumenhänderl XYZ von einer Stellungnahme der CDU-Hausen zum türkischen EU-Beitritt tangiert sehen und warum sollte dadurch das Zusammenleben in Rödelheim gefährdet sein? Vielleicht erklären Sie es mir. Zu ihrer Info: Ich bin kein CDU-Mitglied und habe an der Partei auch so manches auszusetzen, aber hier in diesem Falle gibt es meiner Meinung nach nichts zu kritisieren.
Ihr
Reinhold Müller

Andreas Nöthen hat gesagt…

Ich halte es einfach für problematisch, da Themen wie Zuwanderung oder die EU-Erweiterung um die Türkei emotional sehr besetzt sind. Da tut es doch nicht Not, diese Baustelle aufzureißen und Leute womöglich zu verschrecken, wenn überhaupt kein Anlass dazu besteht und, wie in Rödelheim, doch das Miteinander recht gut funktioniert (um dies zu verdeutlichen die Beschreibung des Blumenhändlers, sonst nix). Der Sinn erschließt sich mir nicht. Hätte nicht gereicht zu sagen: das Thema steht nicht an, das können wir zu gegebener Zeit diskutieren. Wer dazu was wissen will seitens der Partei kann in Berlin nachfragen.

Anonym hat gesagt…

Mal angenommen die CDU-Hausen hätte in einem Beitrag den Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan gefordert, da hätten sie doch sicherlich nicht diesen „political correctness reflex“, den Sie hier so pedantisch an den Tag legen, oder? Ihre Argumentation hinsichtlich einer „aufgerissenen Baustelle“ ist schlichtweg abwegig. Demnach darf oder soll der Bürger oder eine politische Gruppierung keine eigene Meinung zu solch wichtigen Entscheidungen äußern dürfen, - wann auch immer sie das für richtig halten - sondern gefälligst in Berlin nachfragen was die dazu zu sagen haben. Das wären ja Zustände wie zu Kaisers Zeiten. Denken Sie mal darüber nach! Gott sei Dank sind wir heutzutage weiter und die Bürger wollen bei wichtigen Themen mitreden und nicht warten was ihnen die „Nomenklatura“ in Brüssel oder Berlin vorschreibt.
Deshalb ist auch das Internet und solche Blogs wie der ihre enorm wichtig und ein treffliches Medium, Meinungen zu äußern und auszutauschen. Aber bitte ohne selbst verordnete Maulkörbe im Sinne dieser dämlich „political correctness“. Das hat für mich den Geruch des typisch Deutschen Untertanen mit seinem vorauseilenden Gehorsam.
Schöne Grüße
Reinhold Müller

noethena hat gesagt…

Nö, das hat nichts mit vorauseilendem Gehorsam zu tun, zumal die CDU hier ja genau die Linie der CDu, ja gar der CSU vertritt. Nur schulmeisterlich einer Schulklasse diesen Standpunkt lang und breit zu erklären, hat nix mit Meinungsäußerung zu tun. Ich fand auch nicht sonderlich bewerkenswert, was da gesagt wurde - das war, wie gesagt nicht neu. Ich fand nur bemerkenswert, dass das gesagt wurde.

So, als würde sich die CDU Hausen hinstellen und sagen: wir fordern den sofortigen Rauswurf von Heribert Bruchhagen. Wird aufgrund dieses Statements dann jemand hingehen und ernsthaft darüber nachdenken? Wohl kaum.

Interessant, geradezu revolutionär wäre gewesen, die CDU-Hausen hätte sich für den Beitritt ausgesprochen und wäre so über den Schatten ihrer Partei gesprochen. Und wenn eine Schule das anfragt, warum wird das unter Pressemitteilungen veröffentlicht? Ich bleibe dabei: überflüssigst.