Sonntag, 29. Mai 2011

Musiknacht, so war's! Etwas Großes für den Stadtteil

 Rödelheim. Als es noch lange nicht zuende war lag ich bereits im Bett, der Nachtwind wehte vom Spielplatz am Blauen Steg die letzten Takte Musik herüber. Die Rödelheimer Musiknacht ging erstmals über die Bühne. Und sie wird nachhallen.

Vier Stunden lang rockte, swingte, blueste der Stadtteil, überall waren Menschen unterwegs - ein Sixpack in der Hand eine Decke unter'm Arm, neugierig, ihren Stadtteil von seiner musikalischen Seite zu entdecken.

Rödelheim und Musik - ja, klar, da kommt man vermutlich am Rödelheim Hartreim Projekt und Sabrina Setlur nicht vorbei. Bislang zumindest. Von den Hiphoppern aus der Fuchstanzstraße war nix zu sehen geschweige denn zu hören. Schade, eigentlich. Und Frau Setlur? Fehlanzeige.

Aber egal, schließlich gibt es genügend andere Kräfte, gerade im alternativen, etwas härteren Segment. Überzeugend etwa die Combo "Human DNA", Foto oben. Sie hatten sich für ihren Auftritt das ideale Setting zu ihrer Musik ausgeschaut. Vor dem Kiosk im Zehntmarkweg, Rödelheims wilderen Teil des Westens, lieferten sie den perfekten Soundtrack: hart, kompromisslos, ehrlich und ein wenig gefährlich. In etwa also so, wie viele Rödelheimer, besonders aus dem östlichen Teil, diese Gegend empfinden mögen. Dass der Westen noch mehr zu bieten hat, bewiesen die Jungs und Mädels von den Hazelwood Studios in der alten Schuhmaschinenfabrik in der Westerbachstraße. Das Label, das ohnehin fast wöchentlich kleine aber feine Studiokonzerte bietet, hatte zur "Nacht der eingetretenen Türen" geladen. Keith Minor aus Wiesbaden, Folk-Songwriter machte zu später Stunde den Anfang. Schade nur, dass das Label, das einst aus Waldorf-Mörfelden den Weg nach Rödelheim fand, sich schon wieder mit Abwanderungsgedanken zu tragen scheint. Anscheinend gehen die Vorstellungen des Besitzers in Sachen Mietpreis mit den Möglichkeiten der Verleger etwas auseinander. Aber noch soll keine Entscheidung gefallen sein.

Weiter in den wohl etabliertesten Musikclub Rödelheims, das Captain's Inn in der Niddagaustraße. Hier, wo sich fast wöchentlich Musiker aus Frankfurt, aber auch von anderswo, die Klinke in die Hand geben, standen "Hendrik und Freunde" auf der Bühne, bzw. zwischen den Zuhörern. In minimaler Besetzung  - Gitarre, Bass, Schlagzeug - klampften sie Coverversionen aus drei Jahrzenten, darunter leicht verfremdete, aber gelungene Versionen von Dylan und Co. (kann man Dylan überhaupt verfremden, der spielt doch eh jedes Stück anders, aber das ist eine andere Geschichte) - Folk 2.0, wie es der Sänger ausdrückte.

 Und das Publikum hatte richtig Spaß: Im Nu klatschten und sangen sie mit, so dass es selbst die Musiker beeindruckte.  Verzückt spielten sie die Akkorde, das Publikum lieferte den Refrain, immer und immer wieder.

Eigentlich hatten wir noch bei Leo Pinkerton's reinschauen wollen, aber da war gerade der Act zuende gegangen. Wie viele Zuschauer letztlich dabei waren? Das wollte die Polizei eingangs auch von den Veranstaltern wissen, ist aber wohl kaum zu schätzen, auch wenn Heike Hecker und einige andere Helfer auf dem Fahrrad stets die einzelnen Bühnen ansteuerte, um sich einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht soviel nur: 1500 Programmhefte waren im Vorfeld gedruckt worden, die letzten waren am frühen Abend vergriffen. Einige hatten im Vorfeld die Gelegenheit genutzt, sich das Programm aus diesem Blog herunterzuladen. Und ein ganzer Teil folgte auch nur seinem Instinkt oder ging auf Entdeckungsreise. Beeindruckt hat sicher die Bandbreite. Leider konnten wir gar nicht bei allen Orten reinhören, dafür war das Programm zu üppig und die Wege für uns - wir waren als Fußgänger unterwegs - am Ende dann doch ein wenig zu lang. Aber: Überall waren bis zum späten Abend kleinere Grüppchen unterwegs, extrem gut gelaunt und entspannt - eine tolle Stimmung. Also wenn ihr mich fragt: Die Rödelheimer Musknacht hat sich aus dem Stand in meine persönliche Top 5 der Veranstaltungen im Stadtteil katapultiert - gleich hinter dem Parkfest (2 Juli), dem Straßenfest (18. Juni) und dem Afrikanischen Kulturfest (Ende August).
Zudem hat die Musiknacht ein beachtliches Potenzial. Nicht nur, dass sicherlich im Stadtteil noch etliche musikalische Schätze zu heben sein dürften. Zudem ist es den vVeranstaltern gelungen, mit viel Engagement und vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand etwas großartiges auf die Beine zu stellen. Wenn beim nächsten Mal noch Sponsoren hinzukommen (Banken, Possmann etc.) und noch mehr Rödelheimer ihr Herz für die Musiknacht entdecken und über ihren Schatten springen,  könnte daraus ganz schnell etwas Großes und Tolles für den Stadtteil entstehen.

3 Kommentare:

Finn hat gesagt…

Nicht zu vergessen das OpenAir-Kino: Buster-Keaton-Stummfilm auf der Rollschuhbahn mit fantastischer Live-Orgelbegleitung von Sven Wortmann - unvergesslich!

Vielen Dank an die Ideengeberinnen der Musiknacht, der Vorbereitungsgruppe und Heike Hecker und den vielen Akteuren - das war ganz große Klasse!

Anonym hat gesagt…

3P ist schon seit langem aus Rödelheim weggezogen

Ralf S. hat gesagt…

War vom Feinsten, nur gute Kritiken gehört! Danke an die Veranstalter!