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Sonntag, 10. November 2013

Radelnd in Rödelheim, Teil 2: Vom Hauptbahnhof in den Westen

Rund um den Hauptbahnhof ist Frankfurt eigentlich das, was sie sonst nirgendwo so richtig ist: Großstadt. Großstadt bedeutet: jede Menge Verkehr - zu Schiene und auf der mehrspurigen Straße, meist sehr PS-stark. Radfahrer sind da sicher das schwächste Glied, das bekommt man auch zu spüren. Nicht zuletzt deshalb hab ich mich dazu entschieden, nur mit Fahrradhelm in die Innenstadt zu radeln. Es ist schlicht gesünder, der Helb ist eine Art Lebensversicherung.
Dennoch muss ich sagen: zu den Vergessenenen gehören die Radler dennoch nicht. Sieht man von der Monsterkreuzung Mainzer Landstraße/Friedrich-Ebert-Anlage bzw. Düsseldorfer Straße ab, kommt man doch recht gut hinaus in Richtung Westen. Die Tücken stecken meist im Detail: fünf Zentimeter hohe Verwerfungen zwischen Straßenbelag und Tramschienen - wer die übersieht hat das Gefühl, als würde es die Speichen sprengen. Aber ist man erst einmal auf der richtigen Seite (also die, die mit der Fahrtrichtung der Autos korrespondiert - das weiß offensichtlich auch noch nicht jeder Radler), ist man eigentlich sicher. Ampeln regeln das Gröbste, wobei ich nicht daran denken mag, wenn die einmal jemand übersieht, aber das ist doch wohl sehr theoretisch, oder?
Wobei: Mitdenken für andere, zumeist deutlich stärker Motorisierte Verkehrsteilnehmer ist Pflicht, will man als Radfahrer heil ans Ziel kommen. Nirgendwo zeigt sich das deutlicher als auf Höhe Festhalle, Marriott-Hotel - hat man erst einmal das Hotel Hessischer Hof mit seinem regen, radwegkreuzenden Taxiverkehr heil überstanden.
 Dort kommen zwei knifflige Situationen gleich hintereinander. Zunächst die Ampel gleich vor dem Hotel. Der Radweg endet, man kreuzt die Straße - nicht selten zugestellt mit Fahrzeugen die dachten, trotz Stau noch weiter auf die Kreuzung herauffahren zu müssen. Haben sie längst rot und die anderen grün, versuchen sie panikartig die Kreuzung zu verlassen; auf Radfahrer wird dabei dann nicht mehr zwingend geachtet. Man muss dann schon klingeln und brüllen; Zu Blickkontakt kommt es selten. Viele Autofahrer richten ihren Blick stur durch die getönten Scheiben des SUV nach vorne auf die Straße. Eingeständnisse von Fehlern erfordern schon im normalen Leben eine gewisse Größe. Im Verkehr ist es ein Zeichen von Schwäche. Und wer mag sich das mit 190 PS unter dem Arsch schon eingestehen, zumal gegenüber einem Drahtesel? Mir reicht es auch schon, wenn die Autos dann einfach stehenbleiben.
Keine 20 Meter weiter die nächste Situation zum Luftanhalten. Der Radweg kreuzt wieder eine Straße, diesmal die Rechtsabbiegerspur in Richtung Bockenheim. Auch hier ist es oftmals gesünder als Radler das Tempo deutlich zu verringern, ehe man die Straße kreuzt. Im Winter bei Dunkelheit hab ich es bislang noch nicht ausprobiert, könnte aber an Harakiri grenzen - trotz Lichts, Warnweste, Helms etc.
Wieder 15 Meter weiter - der Radweg führt wieder auf einen Extraweg - diesmal an einer Fußgängerampdel vorbei. Gefährlich dort: der Radweg führt vor den wartenden - meist ortsunkundigen Passanten vorüber - die gedanklich lediglich auf das Kreuzen der Straße fixiert sind, nicht jedoch auf zweirädrige Verkehrsteilnehmer. Oft sind es Touristen aus Fernost oder Nordamerika.
Danach beruhigt sich die Lage. Hier und da parken dann noch Baustellenfahrzeuge neben der Radspur - sicher ein vorübergehendes Phänomen. Allerdings trotzdem nicht ganz ungefährlich, wenn plötzlich die Radspur durch eine auffliegende Fahrertüre versperrt wird.Danach ist alles easy: vorbei am Straßenstrich mit den bedeuernswerten Kreaturen, die sich dort für einen Appel und ein Ei verdingen und im Gestrüpp auf der anderen Seite der Straße unappetitliche Berge gebrauchter Papier- und Feuchttücher zurücklassen - garatiert ein Dorado für so manchen Genforscher, aber das Thema will ich hier nicht vertiefen.
Wird am neuen Radisson-Hotel nicht gerade einmal wieder eine Bombe entschärft, hat man es schon fast geschafft, nach Rödelheim zu kommen. Jedoch stellt sich die Frage: Fahre ich die Brücke auf der richtigen Seite hinüber oder wechsele ich am Opelkreisel? Bleibt man rechts, hat man nach der Abfahrt das Problem, wie man auf die andere Straßenseite kommt. Eine Fußgängerampel in der Mitte der Abfahrt bremst ganz schön aus. Weiter unten muss man schon recht waghalsig kreuzen, will man etwa in die Biegwaldsiedlung einbiegen (und legal ist das auch nicht). Da fahre ich doch lieber von Anfang an auf die gegenüberliegende Seite und radle gegen den Strich. Vertretbar, wie ich finde, denn es gibt sowohl einen breiten Radweg, als auch einen breiten Fußbweg, den ich noch nie jemanden habe nutzen sehen. Allerdings erzählte mir eine Freundin mal von einer Begegnung mit den Cops, die ihr eine Verwarnung aussprachen und sie dazu zwangen, doch die andere Seite zu nutzen. Mir blieb das zum Glück bisher erspart.
Und wer im Biegwald die Buckelpiste auf der rechten Seite aufspart und konsequent links fährt (meist ist ja rechts eh alles mit Gassigängern zugeparkt) kann sich vielleicht auch noch danach über eine brauchbare Bereitung freuen.
Unterm Strich: 20 Minuten dauert der Ritt - schneller ist die S-Bahn auch nicht, vorausgesetzt sie fährt pünktlich.

Samstag, 9. November 2013

Radelnd in Rödelheim, Teil 1: Bewegung ist gesund - die Anfänge


Muss denn immer erst etwas passieren, bevor sich etwas ändert? Vermutlich ja. Bei mir ist meine Hausärztin schuld. Ich war zur Untersuchung, musste den Oberkörper entblößen, was mir peinlich war. Denn auch bei mir sind die besten Jahre vermutlich rum (so sie denn je da waren). Ein Mann wie ein Baum - jedes Jahr ein Ring mehr. Das hatte auch meine Ärztin bemerkt. Und sprach mich darauf an.
Ich lavierte, erzählte von mangelnder Zeit, jetzt, wo die Kinder so klein sind und überhaupt ich würde ja gerne, aber zum Laufen (was ich früher durchaus 2x die Woche eine Stunde tat) war einfach kein Platz mehr in meinem Leben.
Ob ich denn nicht zweimal die Woche mit dem Rad zu Arbeit fahren könne? Wie denn, ich arbeitete zu der Zeit noch in Mainz, inzwischen in Wiesbaden. Beides über 35 km entfernt.
Ein Fahrrad hatte ich freilich. Ein neuwertiges sogar. Vor 5 Jahren etwa gekauft; tolles Teil, acht Gänge, fährt sich super, schnell wie der Blitz. Nur gefahren war ich bis dahin insgesamt geschätzte 30 Kilometer. Es war praktisch noch nicht einmal richtig eingefahren.
Doch die Mahnung hallte nach. Gründe dagegen gab es genug. durchgeölt zur Arbeit kommen und den ganzen Tag stinken? Die Kollegen im Großraumbüro werden ihre Freude haben. Früher aufstehen? Das Rad womöglich am Hauptbahnhof stehen lassen? Dann kann ich es ja auch gleich verschenken, bei den Gestalten, die sich dort herumdrucksen und im Minutentakt Räder knacken. Dachte ich. Und wie überhaupt zum Hauptbahnhof kommen? Etwa an der Messe längs mit 5000 Autos pro Stunde?
Irgendwann war es doch soweit. Ein Termin im Polizeipräsidium war der Auslöser. Mit Öffentlichen von Rödelheim zur mühsam zu erreichen; und wie komme ich danach zum Bahnhof? Die Frau brauchte das Auto. Kacke! Also doch mal Radfahren? Ich plante zeitlich großzügig. Schließlich wollte ich nicht klebrig, schmierig und außer Atem dort aufschlagen. Ob eine Stunde reicht? Besser anderthalb. Nach etwas mehr als einer halben Stunde konnte ich eine ausgiebige Pause im Park einlegen und den Joggern beim Rundendrehen zuschauen. Ich bemerkte Blumen und Blüten, sah, wie die Vegetation langsam aber machtvoll aus dem Winterschlaf erwachte. Ich parkte direkt vor dem Präsidium. Parkplatzsuche? Doch nicht mit dem Rad! Es begann mir zu gefallen.
Termin zuende. Warten auf den Bus? Wieso? Rauf auf's Rad, ab in die Stadt. Selbst bei Beachtung aller Regeln und roten Ampeln dauerte das nur eine Viertelstunde und ich stand am Hauptbahnhof.
Die für mich günstigste Verbindung fährt von Glais 24. Die Rheingau-Linie über Höchst und Mainz-Kastel. Statt also den weiten Weg dorthin zu laufen (der Zug fährt wirklich maximal weit außen ab) rollte ich am Bahnhof vorbei. Gleich neben dem Gleis, zehn Meter Luftlinie vom wartenden Zug ein Radparkplatz. Sauber. Abschließen. Fertig. Ich wette diesen Stellplatz haben die Radknacker nicht auf den Schirm. Außerdem ist 30 Meter weiter die Polizeiwache - wagt es nicht, ihr Schurken.
Ab Abend fahd ich das rad so wieder, wie ich es abgestellt hatte; nich nicht einmal randaliert! Das geht doch gut los.

Nächster Teil: Wie man gesund mit dem Rad vom Hauptbahnhof nach Rödelheim findet, ohne im Kühlergrill zu enden!